Sie sind launisch, selbstmitleidig, überkritisch: Manche Menschen rauben einem mit ihrer Art jede Lebensenergie. Höchste Zeit, Leute loszuwerden, die einen runterziehen.
Energieräuber erkennen und loswerden
Es fühlt sich an, als sei man ausgesaugt worden. Und trottet nun total blutleer durch die Straßen. Eben wollte man noch jedem Passanten fröhlich von seiner Gehaltserhöhung erzählen... Doch jetzt, nach dem Dinner mit Freundin A., gleicht der eigene Gemütszustand eher einem hohlen Sparschwein. Der „Alles ist scheiße“-Monolog von besagter BFF hat einen so ermattet, dass man den Kopf am liebsten schon während des Essens auf die Extrakäse-Pizza gebettet hätte. Das hätte A. wahrscheinlich noch nicht mal bemerkt. Und wenn man länger darüber nachdenkt, ist man tatsächlich nach jedem Treffen mit diesem Menschen so beschissen drauf. Aber warum nur?
„Ganz einfach: Sie haben es mit einem Energie-Vampir zu tun“, weiß Dr. Judith Orloff, amerikanische Bestsellerautorin und Dozentin für Psychatrie an der University of California (kurz: UCLA). In ihrem Buch „Empath’s Survival Guide“ (dt.: „Überlebens-Ratgeber für empathische Menschen“) warnt sie vor Leuten, „die andere runterziehen, um sich selbst besser zu fühlen“. Ein Guide, der dringend nötig ist. Denn schaut man genauer hin, hat man es mit einer Vampirplage zu tun: Es gibt sie im Job, Freundeskreis, in der Familie, in Partnerschaften. „Im Schnitt hat jeder zwei bis fünf derart toxische Leute um sich, in verschiedenen Ausprägungen“, sagt die Expertin. Personen mit einer tollen, einfühlsamen Art lassen sich besonders schnell von ihnen anzapfen, übernehmen deren schlechte Laune sofort. Das Verrückte: Oft realisiert man gar nicht, dass es passiert.
Vergiftete Beziehungen zu erkennen, ist nämlich nicht so leicht. Der Freundin mit den schweren Problemen will man doch auch helfen, richtig? „Außerdem geht es bei normalen Verhältnissen immer um einen Austausch an Energien“, erklärt Judith Orloff. Die deutsche Diplom-Psychologin Felicitas Heyne bestätigt: „Jeder kann temporär zum Energieräuber werden, in Phasen, in denen es ihm schlecht geht. Aber während sich die Geben- und-Nehmen-Bilanz in gesunden Beziehungen auf lange Sicht ausgleicht, wird das Nehmen bei manchen Menschen zu einem Muster. Zu einer Überlebensstrategie.“ Meist handele es sich um angeknackste Persönlichkeiten. Die fühlten sich minderwertig, unzufrieden, neidisch, eifersüchtig oder ängstlich und wollten andere vom Treppchen schubsen, um wieder auf einer Stufe mit ihnen zu stehen, erklärt die Psychologin. Judith Orloff glaubt außerdem, dass es um Macht gehe. Wenn sie merkten, dass sie andere beeinflussen können, gehe es ihnen besser. Oft fällt den Vampiren selbst nicht einmal auf, was sie da veranstalten. Sie sind so mit sich beschäftigt, dass ihnen andere schlicht egal sind. Ihre typischen Verhaltensweisen zu entlarven, ist aber sehr wichtig. Um endlich zu erkennen, wer einem wie die Energie raubt.
Drama-Queens etwa manipulieren mit Schuldgefühlen. „Sie nutzen aus, dass man ihnen gefallen möchte. Oder einfach ein guter Mensch sein will“, sagt die Amerikanerin. Mit vorwurfsvollen Kommentaren wie „Nie hast du Zeit für mich...“ oder „Ach, kümmere dich nicht um mich“, machen sie einen auf Dauer so mürbe, dass man sie am liebsten gar nicht mehr sehen möchte – und dadurch ein noch schlechteres Gewissen bekommt.
Ähnlich aufreibend ist die Opfer-Masche. Menschen, die sie anwenden, seufzen häufig theatralisch und geben Fehler niemals zu. Schuld sind immer die anderen. Will man sie davon überzeugen, dass alles nur halb so wild sei, erzählen sie nach einem „Ja, aber...“ stundenlang von noch viel gravierenderen Problemen. Man wird zu ihrem Therapeuten gemacht. Oder besser: zu einer Müllkippe für ihren emotionalen Ballast. Besonders erschöpfend ist, dass sie sich dabei ewig im Kreis drehen. Typischer Satz: „X hat schon wieder Z gemacht...“
Im Gegensatz dazu, verlangen Personen, die Judith Orloff als „Kritiker“ bezeichnet, keine Hilfe. Sie fühlen sich eher dazu befugt, ständig über die Vorzüge und Fehler anderer zu urteilen und verpacken Beleidigungen als „gut gemeinte Ratschläge“. Etwa so: „Wenn du dich nur anders kleiden würdest, wärst du echt hübsch...“ Oder: „Mit so hohen Ansprüchen findest du nie einen Mann!“ Auch narzisstische Menschen rauben einem den letzten Nerv. Mit ihrer Justin-Bieber-Attitüde verlangen sie stets nach Aufmerksamkeit und Bewunderung. In guten Zeiten wirkt das charismatisch-anziehend, in schlechten kann man kaum auf Mitgefühl hoffen – alles, was nicht mit ihnen selbst zu tun hat, ist ihnen lästig.
Und last, but not least: die „Spalter“. Sie stecken alle Menschen in zwei Schubladen: eine gute und eine böse. Zuerst heben sie einen auf ein Podest und sprechen von „Meiner neuen, besten Freundin“ oder „Meiner neuen, allerbesten Mitarbeiterin“ – bei der kleinsten Auseinandersetzung jedoch wird man ins Gefrierfach verbannt. Sie strafen einen mit unverhältnismäßiger Wut ab und lästern bei anderen über die schlimmen Dinge, die man angeblich gemacht hat – ein Rufmord-Märchen. Manche Energie-Vampire sind cholerisch und reagieren bei Konflikten mit lautstarken Anschuldigungen. Oder: Sie strafen andere mit eiserner Funkstille ab. Ein deutliches Zeichen dafür, dass man so einen Streitsüchtigen in seinem Leben hat: Man führt einen Eiertanz auf, um ihm alles recht zu machen. Na, fällt Ihnen was auf? Sie kennen sicher mindestens einen Typus davon, richtig?
Nächster Schritt? Sein Leben zwischenmenschlich zu entgiften. Felicitas Heyne rät dazu, eine Liste an Menschen zu erstellen, mit denen man oft zu tun hat, und jeden Namen aus dem Bauch heraus zu markieren. Grün (heißt: „Macht mich die meiste Zeit happy“), Gelb (bedeutet: „Wirkt neutral auf meine Stimmung“) und Rot (meint: „Raubt mir Energie“). Weiter geht der Prozess mit der Erkenntnis, dass man niemandem seine Freundschaft, Zuneigung oder Hilfe schuldet. Es geht darum, sich selbst glücklich zu machen, nicht andere – etwas, das Frauen, laut Felicitas Heyne, zu oft ignorieren. Judith Orloff rät deshalb: „Wenn es geht, machen Sie mit Energie-Vampiren radikal Schluss.“ Ja, es könnte dann sogar die beste Freundin treffen – wenn man etwa über lange Zeit immer „Oh nein, jetzt nicht!“ gedacht hat, sobald ihr Name auf dem Handy-Display aufleuchtete.
Bei allen, die man nicht so einfach los wird – zum Beispiel Kollegen, Chefs und enge Verwandte –, hilft ein Abwehrtrick. „Lassen Sie sich von Wut oder Kritik keinesfalls provozieren und anmerken, dass der andere gerade ihre Knöpfe drückt“, sagt Judith Orloff. Denn jede Emotion mache einen nur schwächer. „Wenn man normalerweise ein netter Mensch ist, aus Selbstschutz aber aggressiv, verletzend und unsensibel wird, raubt einem das noch mehr Energie“, erläutert auch Felicitas Heyne. Die Expertinnen schlagen vor, erst einmal innerlich bis zehn zu zählen. Sich auf die Atmung zu konzentrieren, nicht auf die andere Person. Und dann in sachlichem Ton zu sagen: „Ich sehe, worauf du hinauswillst. Aber wenn du das so sagst, verletzt du meine Gefühle. Bitte unterlass das in Zukunft.“ Vor allem Splitter sollte man wie renitente Fünfjährige behandeln und ihnen anbieten: „Wir können darüber reden, sobald du dich beruhigt hast!“
Klare Grenzen zu setzen, ist das beste Gegengift bei toxischen Angriffen. Der Tante darf man verbieten, ständig nachzufragen, wann es denn endlich soweit sei mit Kindern. Dem Kollegen kann man erklären, dass man ihn genauso gut versteht, wenn er weniger laut spricht. Will man für eine Opfer-Freundin nicht länger Therapeutin spielen, einfach sagen: „Unsere Beziehung ist mir sehr wichtig, aber es hilft dir nicht, dich die ganze Zeit selbst zu bemitleiden. Ich kann dir nur noch fünf Minuten zuhören, wenn du nicht bereit bist, nach Lösungswegen zu suchen.“ Fängt sie dann mit der Schuldgefühl-Masche an à la „Und sowas nennt sich Freundin?“, neutral antworten: „Ich bin eine gute Freundin und liebe dich, aber das ist alles, was ich dir momentan anbieten kann.“ Andere Variante, falls man die direkte Konfrontation scheut: dem Energie-Vampir alles in einem Brief schildern. Wer den Kontakt zu toxischen Menschen reduzieren will, müsse sich aber nicht unbedingt erklären, meint Felicitas Heyne: „Notlügen, warum ein Treffen nicht klappt, sind vollkommen okay, wenn man sich nicht in endlose Diskussionen verstricken lassen möchte – stets eine Gefahr bei Energieräubern.“
Sorry (oder eben auch nicht Sorry) aber 2017 ist erst mal ausgebucht. Man muss sich ja jetzt um einen anderen Menschen kümmern: sich selbst!
Finger weg von meiner Energie!
Vier Strategien gegen die Strombergs der Welt (von Psychologin Felicitas Heyne)
1. Der Return-Schlag
Hach, das könnte lustig werden. Wenn nächstes Mal ein blöder, sexistischer Kommentar kommt wie „Sie als Frau kennen sich mit der Spülmaschine sicher besser aus…“ oder „Können Sie das, obwohl Sie blond sind?“ einfach konkret nachfragen „Wie meinen Sie das genau?“, statt zu schlucken und sich insgeheim zu ärgern – bringt das Gegenüber aus dem Gleichgewicht!
2. Die Humor-Offensive
Wer es im Job mit Menschen zu tun hat, die immer nur das Negative sehen und ständig den Untergang des Unternehmens heraufbeschwören, der antwortet am besten mit Ironie. Und veräppelt deren Pessimismus mit Übertreibungen nach dem Motto: „Ach, landen wir morgen wieder unter der Brücke?“ Klappt auch bei Freunden.
3. Das Pamper-Manöver
Geht gut bei Leuten, bei denen man das Gefühl hat, dass sie wegen ihres eigenen Unglücklichseins so sind, wie sie sind: mit ganz viel Verständnis und Freundlichkeit weichspülen. Und besorgt fragen, ob es ihnen nicht gut geht, wenn sie einen anfahren. Kann man aber nicht unbegrenzt machen, weil es anstrengend ist. Eignet sich also vor allem für sporadische Kontakte.
4. Die Spiegel-Taktik
Funktioniert bei allen negativen Verhaltensweisen: Sich dem anderen gegenüber mal bewusst eins zu eins genauso zu geben, wie er es selbst ständig macht. Und dann genüsslich auf dessen erstaunt-empörte Nachfrage warten…
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